»LandesSchülerRat Sachsen«
Frage 5

Welche Maßnahmen plant Ihre Partei innerhalb der kommenden fünf Jahre zu ergreifen, um gegen den Lehrkräftemangel vorzugehen?


Antwort von »BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN Sachsen« vom 21.05.2024:

Das Problem des Lehrkräftemangels ist komplex, entsprechend gibt es nicht „die eine“ Lösung. Wir brauchen ein ganzes Bündel aus kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen. Die Studierendenzahlen an den lehramtsausbildenden Universitäten sind kaum mehr steigerungsfähig, weil die Hochschulen an der Kapazitätsgrenze angekommen sind, 18 % eines Abiturjahrgangs Lehramt studieren und die eingerichteten Plätze zuletzt gar nicht mehr vollständig besetzt werden konnten. Wir arbeiten daran, die Studienerfolgsquote zu erhöhen, Studierende mit Blick auf künftige Bedarfe besser zu beraten, die Lehramtsausbildung innerhalb der Universitäten weiter zu stärken und Studierende sowie Berufseinsteiger*innen, etwa mit Mentoring-Programmen, intensiver zu begleiten. Wir BÜNDNISGRÜNE begrüßen die Einrichtung von Modellstudiengängen, insbesondere das Modell zum Stufenlehramt an der Universität Leipzig und die Kooperation zwischen der Uni Leipzig und der Hochschule Zittau-Görlitz für ein Lehramt Oberschule in Kombination mit einem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt. Der Erprobung weiterer Modellstudiengänge stehen wir offen gegenüber, insbesondere mit Blick auf die Qualifizierung von Ein-Fach-Lehrkräften, aber auch hinsichtlich neuer Studiengänge bzw. Organisationsformen zur Einbindung von Praktika und/oder Referendariat (duale Lehramtsstudiengänge). Wir werden unser Angebot für ein Lehrkräftebildungsgesetz erneuern – denn die derzeitige Form der Lehrkräftebildung hat einen nicht unerheblichen Anteil am Lehrkräftemangel. Wir unterstützen die weitere Regionalisierung der Lehrkräftebildung in allen Phasen und damit auch den Aufbau und die Erweiterung von Lehrerausbildungsstätten im ländlichen Raum, um den „Klebeeffekt“ zu nutzen. Es ist richtig, Lehrkräfte dort auszubilden, wo sie besonders dringend gebraucht werden. Als gewinnbringend erachten wir ferner die Ausweitung des Programm „Kapitalisierung von Lehrerarbeitsvermögen“ und die geplante Ausreichung von Globalbudgets, so dass Schulen eigenverantwortlich und bedarfsgerecht Verträge mit externen Kräften abschließen können. Seiteneinsteiger*innen an Schulen müssen ebenso wie Studierende und Berufseinsteiger*innen gut durch Mentor*innen begleitet und angemessen für ihre Tätigkeit qualifiziert werden. Die Anerkennungsverfahren für Lehrkräfte aus dem Ausland müssen weiter optimiert werden. Um dem Lehrkräftemangel zu begegnen, braucht es weiterhin einen Ausbau des Assistenz- und Unterstützungssystems sowie multiprofessionelle Teams an allen Schulen, inkl. Schulleitungsteams aus pädagogischen und betriebswirtschaftlichen Fachkräften. Zu multiprofessionellen Teams gehören neben Lehrkräften und Schulleiter*innen auch Schulassistent*innen, Schulverwaltungsassistent*innen, IT-Fachkräfte, Praxisberater*innen, Inklusionsassistent*innen, Schulpsycholog*innen und Schulsozialarbeiter*innen. Bei der Festlegung machbarer Ausbauschritte wollen wir neben der Schulgröße oder Schüler*innen-Zahlen stärker als bisher die besonderen Bedarfe der einzelnen Schulen berücksichtigen (Sozialindex). Hybride und digitale Lehr-/Lernangebote können ergänzend helfen, Unterrichtsausfall abzuwenden oder die Einrichtung von Lerngruppen zu ermöglichen, die sonst aufgrund Personalmangels nicht zustande kommen würden. Programme wie Paper.Plane oder Teach First sowie Projekte wie „Schule bewegt Sachsen“ können ebenso entlastend wirken und dringend benötigtes Personal gerade an Schulen im ländlichen Raum bringen.

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