»LandesElternRat Sachsen«
Frage 6

6. In den Gesprächen war Konsens, dass Oberschulen derzeit besonderes Augenmerk und Unterstützung benötigen. Welche konkreten personellen sowie lernbedingten Maßnahmen streben Sie in der nächsten Legislatur an, um den Stellenwert der Oberschulen aufzuwerten und zu stärken?


Antwort von »BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN Sachsen« vom 24.07.2024:

Zunächst muss es gelingen, den Unterricht an Oberschulen wieder vollumfänglich abzusichern. Dafür brauchen wir mehr Lehrkräfte. Wir BÜNDNISGRÜNE setzen dabei auf eine Regionalisierung der Lehramtsausbildung in der ersten und zweiten Phase, um Lehrkräfte dort (und für die Lehrämter und Fächer) auszubilden, wo sie besonders dringend gebraucht werden. Eine Ausbildung nach Schulstufen, wie wir sie in unserem Lehrkräftebildungsgesetz vorsehen, würde ebenfalls helfen, den Lehrkräfteeinsatz über Schularten hinweg zu flexibilisieren. Projekte wie „Schule bewegt Sachsen“ der TU Dresden in der Oberlausitz sollten ausgeweitet werden und den Fokus sowohl auf Bedarfsregionen als auch auf Schularten und Standorte mit hohem Personalbedarf richten. Mit Blick auf die personelle und finanzielle Unterstützung werden Oberschulen bereits jetzt umfangreich berücksichtigt, etwa durch die Vollfinanzierung eines/einer Schulsozialarbeiter*in oder durch die Auswahl von Schulen für das Startchancen-Programm (ausschließlich Grund- und Oberschulen). Auch Praxisberater*innen und Berufseinstiegsberater*innen sind an vielen Oberschulen tätig. Dieses Unterstützungssystem wollen wir weiter ausbauen (siehe auch Frage 2). Oberschulen dürften bei einer verstärkten Ressourcensteuerung nach Sozialindex mehr als andere Schularten von einem Ausbau der Schulassistenz und der Unterstützungssysteme profitieren, da die Problemlagen komplexer sind. Für eine Aufwertung der Oberschulen müssen zudem die Stärken herausgestellt und fortentwickelt werden. Oberschulen haben häufiger als andere Schularten vielfältige Kooperationen mit (örtlichen) Unternehmen und eine stärkere Praxisorientierung. Das mit dem „Bildungsland Sachsen 2030“ angedachte Gesamtkonzept zur Berufsorientierung unterstützen wir ausdrücklich, ebenso wie den Vorschlag, Ostsachsen zu einer Modellregion für berufspraktischen Unterricht (Praxistage) an Oberschulen zu machen. Eine Stärke der Oberschulen liegt auch in der Vielfalt der Angebote für ein breites Leistungsspektrum der Schüler*innen: neben dem Hauptschul- und dem Realschulbildungsgang gibt es das produktive Lernen für abschlussgefährdete Schüler*innen, neben Angeboten für leistungsstarke Oberschüler*innen, etwa bei den Fremdsprachen. Oberschulen+ bieten mit dem Profil des längeren gemeinsamen Lernens eine attraktive Alternative und können zudem helfen, Schulstandorte zu erhalten. Für uns steht fest, dass gesamtgesellschaftliche Aufgaben wie Inklusion oder die Beschulung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationsgeschichte nicht von einer Schulart alleine geschultert werden kann. Deshalb wollen wir auch Gymnasien für den lernzieldifferenten Unterricht öffnen und Schüler*innen mit Migrationsgeschichte unter Einbeziehung aller Schularten und Schulen breiter verteilen.

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