»Deutsche Kinderhilfe e. V.«
Frage 4

Leistungsdefizite, Chancenungleichheit, Fachkräftemangel etc. – auch Sachsen ist betroffen. „Bildung, Schule und Kita“ gehören Umfragen zufolge zu den zweitwichtigsten zu lösenden Problemen in Sachsen. Wie wollen Sie für Kinder bessere Bildungsperspektiven schaffen?


Antwort von »BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN Sachsen« vom 08.07.2024:

Gute Bildung ist der Grundstein für ein selbstbestimmtes Leben und gesellschaftliche Teilhabe, davon sind wir als Bündnisgrüne überzeugt. Wir können es uns nicht leisten, auch nur ein Kind auf der Strecke zu lassen. Bildungsgerechtigkeit ist daher zentral in unserer Bildungspolitik. Kitas und Schulen legen den Grundstein für ein gutes Aufwachsen unserer Kinder. Deshalb setzen wir uns nachhaltig für ein hochwertiges, chancengerechtes und inklusives Bildungssystem ein, unabhängig von Alter, Herkunft oder anderen individuellen Merkmalen. In Kitas wollen wir die Betreuung durch mehr Personal verbessern. Eine bessere Fachkraft-Kind-Relation ermöglicht eine bessere individuelle Förderung. Das ist ein großes Vorhaben, weshalb wir uns für einen Stufenplan bis 2035 einsetzen. Zunächst soll die „demografische Rendite“ in ein pädagogisches Plus verwandelt werden, d.h. die Zuschüsse vom Land sollen nicht wegen sinkender Kinderzahlen abgesenkt, sondern mindestens stabil gehalten werden. Außerdem wollen wir eine erneute Novelle des Kitagesetzes, um die Personalausstattung weiter zu verbessern. Hierfür bauen wir auch auf eine Fortsetzung des etablierten Fachkräftemonitorings und wollen daraus eine Fachkräftestrategie entwickeln. Weiterhin soll zusätzliches Geld dorthin fließen, wo es besonders benötigt wird. Um auf besondere Bedarfe (z.B. viele Kinder mit Migrations- oder Fluchterfahrung) in verschiedenen Einrichtungen zu reagieren, sollen Zuschüsse über einen Sozialindex fließen. Das ermöglicht z.B. mehr Personal, um individuell auf Förderbedarf reagieren zu können. Kita-Sozialarbeit, wie im Programm „KINDER STÄRKEN 2.0“, wollen wir verstetigen und ausbauen, Gleiches gilt für das Landesprogramm zur sprachlichen Bildung. Im schulischen Bereich dürfen Bildungsgerechtigkeit und Leistungsorientierung nicht gegeneinander ausgespielt werden. Es gilt, den Zugang zu Bildung für alle Kinder und Jugendlichen zu sichern und individuelle Bildungswege zu stärken. Wir wollen die Basiskompetenzen stärken, kompetenzorientierte und lebensnahe Rahmenlehrpläne auf Basis der bundesweiten Bildungsstandards einführen und die Unterrichts- und Schulentwicklung stärker unterstützen. Wir streiten für mehr Schulen des längeren gemeinsamen Lernens, echte Ganztagsschulen sowie auch hier für die Anwendung eines Sozialindex’. Wir sehen die Aufgabe von Schule darin, junge Menschen fit zu machen für ihren individuellen Weg in einer zunehmend komplexen Welt. Auch im schulischen Bereich bleibt die Personalausstattung eine der größten Herausforderungen. Wir haben hier bereits einen eigenen Vorschlag für ein Lehrkräftebildungsgesetz auf den Tisch gelegt und werben weiter dafür. Außerdem wollen wir die Zahl der Lehramtsstudierenden verstetigen, die Studienerfolgsquote erhöhen, die Beratung der Studierenden mit Blick auf künftige Bedarfe verbessern, die Lehramtsausbildung innerhalb der Universitäten stärken und Studierende sowie Berufseinsteiger*innen intensiver begleiten, etwa mit Mentoring-Programmen. Wir wollen zudem Modellstudiengänge verstetigen (z.B. Stufenlehramt an der Universität Leipzig) und neue initiieren (Ein-Fach-Lehrkräfte, duales Lehramtsstudium), um neben dem grundständigen Lehramtsstudium weitere Interessenten und Fachkräfte für den Schuldienst zu gewinnen. Die Anerkennung ausländischer pädagogischer Abschlüsse ist weiter zu vereinfachen und zu beschleunigen. Den Weg der Regionalisierung des Lehramtsstudiums setzen wir fort, um den „Klebeeffekt“ zu nutzen – denn wer einmal da ist, bleibt auch öfter am Ort des Studiums. Darüber hinaus wollen wir eine Ausweitung von Budgets für Schulen, damit diese eigenverantwortlich und bedarfsgerecht Verträge mit externem Personal abschließen können. Wir unterstützen den weiteren Ausbau der Assistenz- und Unterstützungssysteme sowie die Stärkung multiprofessioneller Teams an Schulen, inkl. Schulleitungsteams aus pädagogischen und betriebswirtschaftlichen Fachkräften. Hybride und digitale Lehr-/Lernangebote können unterstützend wirksam werden, wenn die Unterrichtsabsicherung nicht mehr gelingt.

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