»LandesElternRat Sachsen«
Frage 3

3. Sehen Sie Veränderungsbedarf in der Lehrerausbildung? Wenn ja, welche konkreten Maßnahmen streben Sie an für: a. einen attraktiveren/besseren Eingang ins Studium b. eine inhaltliche Veränderung der Studieninhalte und c. den Übergang ins Referendariat bzw. Arbeitsleben?


Antwort von »BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN Sachsen« vom 24.07.2024:

Wir BÜNDNISGRÜNE wollen in der kommenden Legislaturperiode unseren Vorschlag für ein Lehrkräftebildungsgesetz erneut auf den Tisch legen. Die Lehramtsstudiengänge sollen von gleicher Qualität und Dauer sein und sich an Schulstufen und nicht an Schularten orientieren. Es braucht mehr Zugangsmöglichkeiten zu einer Lehrtätigkeit unter Wahrung des hohen qualitativen Anspruchs, auch für Seiteneinsteiger*innen, sogenannte Ein-Fach-Lehrkräfte, Fachpraktiker*innen und Lehrkräfte aus dem Ausland. Außerdem wollen wir die Lehramtsausbildung in der ersten und zweiten Phase weiter regionalisieren. a. In Sachsen studieren 18 Prozent eines Abiturjahrgangs Lehramt. Die Quote ist kaum mehr steigerungsfähig, zumal die lehramtsausbildenden Universitäten an der Kapazitätsgrenze angelangt sind. Verbesserungsbedarf gibt es hingegen bei der Studienerfolgsquote. Beim Eingang ins Studium ist eine gute Studien- und Berufsberatung wichtig. Studierende und Seiteneinsteiger*innen müssen, ebenso wie Berufseinsteiger*innen, besser beraten und begleitet werden, etwa durch Mentoring-Programme. Beim Zugang zum Studium sollte es nur in Ausnahmefällen einen Numerus Clausus geben, dagegen sollten Eignungsgespräche oder pädagogische Vorerfahrungen höher gewichtet werden. Die Studienvoraussetzungen regeln die Hochschulen in eigener Verantwortung. b. Im Lehramtsstudium sehen wir die Dominanz der Fachwissenschaften gegenüber den Fachdidaktiken und der Bildungswissenschaft kritisch. Wir wollen die Rolle der Zentren für Lehrkräftebildung weiter stärken, um eine Lehramtsausbildung aus einem Guss zu ermöglichen. Wir sehen die Notwendigkeit, die Prüfungslast, insbesondere im Vorfeld des 1. Staatsexamens durch die Parallelität von wissenschaftlicher Arbeit und schriftlichen Prüfungen, zu reduzieren. Mit der Lehrplanüberarbeitung von 2019 wurden die Themen politische Bildung, Medienbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung breiter als zuvor in den Lehrplänen aller Schulen verankert und finden sich seither als thematische Schwerpunkte in der 3. Phase der Lehrkräftebildung in den zentralen Fortbildungsakademien. Wir streben an, dass sich diese Querschnittsthemen deutlicher und früher in der Lehrkräftebildung niederschlagen, also auch als obligatorische Module in der hochschulischen Ausbildung oder im Referendariat. Als Blaupause könnte hier das Modul „Politische Bildung für alle“ an der TU Dresden dienen. Insgesamt streben wir eine größere Praxisnähe der Lehrkräftebildung an. Praxisphasen im Studium sollten früher einsetzen und gut begleitet werden. Ein längeres Blockpraktikum oder ein Praxissemester sollte fester Bestandteil jedes Lehramtsstudiums sein. Entsprechend der neuen Beschlusslage der KMK sind wir offen für die Erprobung dualer Lehramtsstudiengänge. In allen Praxisphasen – schulpraktische Übungen, Praktika, Referendariat – muss genug Zeit und Gelegenheit gegeben sein für wissenschaftliche Reflexion und Rückkopplung mit der Hochschule (Stichwort kumulativer Kompetenzaufbau). Das Förderschullehramt soll zu einem Lehramt für inklusive Pädagogik weiterentwickelt werden, gleichzeitig wollen wir verpflichtende inklusionspädagogische Module in allen Lehramtsstudiengängen verankern. Der Umgang mit Heterogenität und Diversität soll in allen Lehramtsstudiengängen vermehrt Thema sein, ebenso wie Module zu Digitalität/Medienkompetenz. Zu den Studieninhalten sollten ferner Themen wie psychische Gesundheit, Emotionskompetenz, der Abbau von Mobbing und die Förderung von sozialen Kompetenzen zählen. c. Im Strategiepapier zum Prozess „Bildungsland Sachsen 2030“ ist vorgesehen, dass alle an der Lehrkräftebildung beteiligten Institutionen ein gemeinsames Leitbild entwickeln, um die Kohärenz von erster und zweiter Phase zu sichern. Dazu sollen die Studienordnungen und das Curriculum des Vorbereitungsdienstes inhaltlich aufeinander abgestimmt werden. Auch die Einbindung von Lehrenden der Hochschulen in die Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte soll die gemeinsame Verantwortung für die Lehrkräftebildung unterstreichen. Wir BÜNDNISGRÜNE unterstützen diese Maßnahmen. Gleichzeitig wollen wir auch in der zweiten Phase der Lehramtsausbildung den Weg der Regionalisierung fortsetzen, wie zuletzt durch die Erweiterung der Lehrerausbildungsstätte in Löbau. Die Berufseinstiegsphase von Lehrer*innen ist so zu gestalten, dass Teilzeitverträge und andere Abmilderungen auch ohne Rechtsanspruch leichter zugänglich sind, um diese besonders anstrengende Phase so zu gestalten, dass Lehrer*innen möglichst langfristig im Beruf bleiben.

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