»LandesElternRat Sachsen«
Frage 5

5. In Städten haben wir soziale Herausforderungen, Kinder mit Flucht- und Migrationserfahrung. Wie wollen Sie einer Überlastung von Schulen mit einer Häufung an Herausforderungen begegnen und welche Konzepte haben Sie, um Lasten zwischen Schulen und Schulformen aber auch Regionen zu verteilen?


Antwort von »BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN Sachsen« vom 24.07.2024:

Bildung ist der Schlüssel für Integration und gesellschaftliche Teilhabe. Das Recht auf Bildung gilt für alle. Wir BÜNDNISGRÜNE setzen uns dafür ein, dass alle jungen Menschen, die zu uns kommen, zügig einen Schulplatz zugewiesen bekommen. Damit Integration gelingt, müssen Schüler*innen mit Migrationsgeschichte breiter verteilt werden, unter Einbeziehung aller Regionen, aller Schularten und aller Schulen. Wir wollen die Anrechnungsstunden für Betreuungslehrkräfte erhöhen, damit diese Integrationsprozesse begleiten können. Außerdem brauchen wir mehr Lehrkräfte für Deutsch als Zweitsprache (DaZ), Lehrkräfte aus dem Ausland und Schulassistenzen inkl. Sprach- und Integrationsmittler*innen. Das dreistufige Integrationskonzept erachten wir im Grundsatz für geeignet, sofern die Vorbereitungsklassen und die (aufnehmenden) Regelklassen nicht zu groß werden. Zwar konnten wir im Landtag erreichen, dass inzwischen alle Schulanmeldungen und Schulplatzzuweisungen zentral erfasst werden – und nicht nur die ukrainischer Kinder und Jugendlicher –, jedoch ist das Problem damit nur beschrieben, nicht gelöst. Wir fordern flexible Lösungen vor Ort, räumlich und personell, zum Beispiel Unterricht für Vorbereitungsklassen im Schichtbetrieb am Vor- und Nachmittag oder Wechselunterricht sowie den Einsatz digitaler Lernplattformen und -module. Dafür muss die Schulaufsicht auch unkonventionelle Lösungen aktiv unterstützen. Das Projekt „Lernen durch Praxis“ für junge Migrant*innen über 15 Jahre mit unterbrochener Bildungsbiographie sehen wir als guten Anfang. Jedoch brauchen wir deutlich mehr gezielte, passgenaue Angebote, die die jungen Menschen dort abholen, wo sie stehen, und Anschlussperspektiven aufzeigen oder schaffen. Lernangebote, die die Schulpflicht nicht erfüllen und keine systematische Vermittlung der Bildungssprache Deutsch umfassen, sind keine Alternative. Um Inklusion erfolgreich zu gestalten und in allen Förderschwerpunkten eine inklusive Beschulung abzusichern, wollen wir die eingerichteten Kooperationsverbünde verstetigen und weiterentwickeln. Wir sehen Inklusion als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und damit auch als Aufgabe für alle Schulen und Schularten gleichermaßen. Deshalb wollen wir auch Gymnasien für den lernzieldifferenten Unterricht öffnen. Pädagogische Fachkräfte sollen umfassend zum Thema Inklusion aus-, fort- und weitergebildet werden. Außerdem setzen wir uns dafür ein, dass inklusiv arbeitende Schulen pauschale Zuweisungen erhalten, die sie nach Bedarf vor Ort in zusätzliche räumliche oder personelle Kapazitäten investieren können, in Ergänzung zu Gewichtungsfaktoren bei der Klassenbildung und Integrationsstunden. Schulen mit besonderen Bedarfen sollen beim Ausbau aller Arten von Schulassistenz und Unterstützungssystemen bevorzugt berücksichtigt werden. Um Ressourcen wirksam und zielgenau einzusetzen, brauchen wir das Know-how der kommunalen Familie und ein umfassendes Bildungsmonitoring. Die Aussteuerung von Programmen, etwa zur Schulsozialarbeit, soll unter Nutzung des Wissens vor Ort gemeinsam mit Schulaufsicht, Kinder- und Jugendhilfe sowie örtlichen Entscheidungsträgern erfolgen. Außerdem unterstützen wir die Öffnung und Vernetzung von Schulen im Sozialraum sowie die Nutzung außerschulischer Lernorte. Letztlich wird auch das Startchancen-Programm zusätzliche Ressourcen an die Schulen bringen, die gemäß Sozialindex besondere Herausforderungen zu meistern haben.

zurück



Impressum